Japanische Aktien: Die Zukunft ist da
Von Reformen in den Vorstandsetagen bis hin zum boomenden Konsum – Japans Aufschwung basiert auf soliden Fundamenten. Hier sind die Gründe, warum er noch weiter anhalten könnte.

Dauer: 4 Minuten
Datum: 08. Sep. 2025
Japanische Aktien haben ein Allzeithoch erreicht. Eine Kombination aus internationalen und nationalen Faktoren treibt den Anstieg voran. Globale Investmentfonds diversifizieren weg von den USA und China hin zu Japan. Das Handelsabkommen zwischen den USA und Japan fiel weniger streng aus als befürchtet und führte zu Zöllen von 15 % statt der erwarteten 25 %. Dies ist im Vergleich zu China und anderen Industrienationen vorteilhaft.
Jahrzehntelange strukturelle Veränderungen in den japanischen Vorstandsetagen tragen endlich Früchte. Unternehmen wurden durch eine „Name-and-Shame“-Initiative unter Druck gesetzt, leistungsschwache Geschäftsbereiche zu verkaufen, ihre Strukturen zu vereinfachen und Kapital an die Aktionäre zurückzugeben. Latente Werte wurden freigesetzt. Wir glauben, dass dieser Fokus auf Rentabilität bestehen bleiben wird. Unterdessen kaufen inländische Investoren, sowohl Privatanleger als auch institutionelle Anleger, japanische Aktien auf. Die Inflation ist zurückgekehrt. Die Löhne sind zum ersten Mal seit drei Jahrzehnten gestiegen. Und im vergangenen Jahr hat das Land sein steuerbegünstigtes Investitionsprogramm ausgeweitet, wodurch eine Kapitalwelle auf den Markt gelangte.
Die große Frage lautet also: Kann die Rallye anhalten?
Inländische Wiederbelebung: Ein positiver Kreislauf beginnt
Nach Jahrzehnten der Stagnation zeigt die japanische Binnenwirtschaft Anzeichen einer echten Transformation. Die Inflation ist zurückgekehrt und die Löhne steigen. Die Haushalte verfügen über enorme Ersparnisse, die sie ausgeben können. Der Arbeitskräftemangel fördert längst überfällige Investitionen in Automatisierung und produktivitätssteigernde Technologien.
Hochwertige Einzelhändler wie Ryohin Keikaku, Eigentümer von Muji, florieren – mit einem Plus von 100 % in diesem Jahr –, da der Binnenkonsum wieder anzieht. Technologieunternehmen wie NEC, mit einem Plus von 64 %, profitieren von der Digitalisierung.
Technologischer Vorsprung: Japans globaler Vorteil
Angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen und der Bemühungen, die Abhängigkeit von chinesischen Lieferketten zu verringern, ist Japans technisches Know-how sehr gefragt. Während die USA sich bemühen, ihre industriellen Kapazitäten wieder aufzubauen, springen japanische Unternehmen in die Bresche. Von der Robotik bis zu Werkzeugmaschinen liefert Japan den Unterbau des nächsten Industriezyklus.
DMG Mori, ein weltweit führender Anbieter von Schneidemaschinen, verzeichnet seit Jahresbeginn einen Anstieg von 41 % und profitiert damit vom Reshoring-Trend und dem nachlassenden Wettbewerb aus China.
Gewinne durch gute Unternehmensführung: Erschließung versteckter Werte
Die japanischen Unternehmen schütteln endlich ihren Ruf der Trägheit ab.
Nehmen wir zum Beispiel Asahi, das seit Jahresbeginn um 18 % zugelegt hat. Das Unternehmen, das seit langem für seine starke Marke und seine liquiden Bilanzen bekannt ist, hat sich zu einer Ausschüttungsquote von 40 % verpflichtet. Dies ist eine Art von greifbarer Belohnung für Aktionäre, die in Japan einst selten war. Jetzt wird sie immer häufiger.
Weiter so, Yen: Währungsstärke als Rückenwind
Der Yen hat in diesem Jahr gegenüber dem US-Dollar um rund 7 % zugelegt, aber die Auswirkungen auf Aktien sind nicht eindeutig1. Ein stärkerer Yen bedeutet nicht unbedingt schwächere Aktien, insbesondere für Unternehmen mit robusten Geschäftsmodellen und Preissetzungsmacht. Drei miteinander verbundene Faktoren treiben die Stärke des Yen an:
- „The flow show”: Japanische Institutionen repatriieren Kapital. Bei 25 Billionen US-Dollar, die im Ausland investiert sind, unterstützt selbst eine moderate Verlagerung die Währung.
- Zinsdifferenzen: Japan normalisiert seine Politik. Die Inflation ist verankert, und steigende Zinsen machen inländische Vermögenswerte attraktiver.
- Handelspolitik: Ein stärkerer Yen steht im Einklang mit geopolitischen Zielen. Japan hat Anreize, mehr im Inland zu investieren und die Abhängigkeit von US-Schulden zu verringern.
Mythen über die Verschuldung: Warum Japan nicht das nächste USA ist
Japans Schuldenquote mag mit rund 211 % alarmierend erscheinen, aber die Lage ist stabiler, als es den Anschein hat. Nach Berücksichtigung der staatlichen Reserven sinkt die Quote unter 100 %, und der Großteil der Schulden wird im Inland gehalten. Japan profitiert außerdem von einigen der niedrigsten Schuldendienstkosten in den Industrieländern1.
Im Gegensatz zu den USA oder Großbritannien ist Japan ein Nettoexporteur mit sich verbessernden Staatsfinanzen. Die Steuereinnahmen steigen schneller als der Schuldendienst, und das Land steht kurz vor dem Erreichen eines Primärüberschusses. Kurz gesagt: Japans Haushaltslage ist stärker als es scheint – und weitaus nachhaltiger als die vieler anderer Länder.
Politik: Wechsel an der Spitze
Der japanische Premierminister Shigeru Ishiba gab am 7. September seinen Rücktritt bekannt und löste damit einen Führungsstreit innerhalb der Liberaldemokratischen Partei aus, der für Anfang Oktober zu erwarten ist. Dies folgt auf die Niederlage der Partei bei den Wahlen im Juli, durch die die Regierungskoalition ihre Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments verlor. Zu den Favoriten für die Nominierung zum Parteivorsitzenden zählen Sanae Takaichi, ehemalige Ministerin für Wirtschaftssicherheit, und Shinjiro Koizumi, Landwirtschaftsminister.
Die Erwartungen hinsichtlich einer Ausweitung der fiskalischen Stimulierungsmaßnahmen unter dem neuen Vorsitzenden haben zu einer Steilheit der Zinsstrukturkurve und einer Abschwächung des Yen geführt, während der Aktienmarkt einen Aufschwung verzeichnete. Wir erwarten keine größeren politischen Veränderungen, da die Regierungskoalition weiterhin mit den Oppositionsparteien auf Gesetzesebene zusammenarbeiten muss, um Gesetze zu verabschieden.
Was bedeutet das für Anleger?
Die Rallye am japanischen Aktienmarkt basiert auf soliden Fundamentaldaten: inländisches Wachstum, weltweite Nachfrage nach Ingenieursleistungen, steigende Inflation, Unternehmensreformen und fiskalische Widerstandsfähigkeit. In Verbindung mit dem Yen-Carry-Trade ist Japan erneut ein attraktives Ziel für aktives Management.
Es gibt zahlreiche Chancen. Der Markt mag sich stark entwickelt haben, aber die Treiber befinden sich noch in einem frühen Stadium. Japan hat eine Geschichte schneller Veränderungen. Und dieses Mal hält die Veränderung an.
Unternehmensrenditen: Bloomberg bis zum 15. August 2025.
Die Unternehmen wurden nur zu Illustrationszwecken ausgewählt, um den hier beschriebenen Anlageverwaltungsstil zu veranschaulichen, und stellen keine Anlageempfehlung oder Hinweis auf die zukünftige Wertentwicklung dar.
- Quelle: Japanisches Finanzministerium, bis zum 31. August 2025