Die Überschwemmungen, die schlimmsten in diesem Land seit einem halben Jahrhundert, führten zu weitreichenden Störungen der globalen Lieferketten, da die Produktion an wichtigen Fertigungsstandorten zum Erliegen kam.
Diese Naturkatastrophe führte zu gravierenden Engpässen bei Komponenten für Elektronikprodukte und Autos und deckte die Anfälligkeit geografisch konzentrierter Lieferketten auf.
Warum das jetzt wichtig ist
Auch mehr als ein Jahrzehnt später unterschätzen viele Unternehmen noch immer, wie anfällig ihre Lieferketten für physische Klimarisiken sind.
Da extreme Wetterereignisse immer häufiger und heftiger auftreten, werden die schwächsten Glieder in globalen Lieferketten offengelegt. Investoren sollten dies zur Kenntnis nehmen.
Während viel Aufmerksamkeit darauf gerichtet ist, wie sich der Klimawandel auf die direkten Geschäftstätigkeiten von Unternehmen auswirkt, werden die indirekten Risiken – insbesondere diejenigen, die in Lieferketten eingebettet sind – oft übersehen.
Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass diese Risiken sogar noch größer sein können. So zeigt die Europäische Zentralbank, dass die wirtschaftlichen Verluste durch Klimaschocks in Europa unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Lieferketten bis zu 30-mal höher sein könnten als durch die direkten Auswirkungen allein.
Wie sich Klimarisiken auf Lieferketten auswirken
Mehrere Faktoren können die Anfälligkeit von Lieferketten gegenüber klimabedingten Störungen verstärken:
- Risikoreiche Beschaffungsregionen. Viele Unternehmen sind von Lieferanten in Gebieten abhängig, die extremen Wetterereignissen ausgesetzt sind – vom hochwassergefährdeten Bangladesch über die von Dürren heimgesuchte Subsahara-Region bis hin zum hurrikangefährdeten Mittelamerika.
- Fragile Infrastruktur. Wichtige Transportwege sind zunehmend von Klimaereignissen betroffen. So verlieren beispielsweise die chinesischen Häfen Shanghai und Ningbo bereits fünf Arbeitstage im Jahr aufgrund extremer Winde – eine Zahl, die in den kommenden Jahren voraussichtlich noch steigen wird.
- Geografische Konzentration. Kritische Komponenten wie Halbleiter und Seltene Erden - Metalle werden oft aus wenigen Regionen bezogen. Eine einzige Störung kann sich auf ganze Branchen auswirken.
Welche Sektoren sind am stärksten gefährdet?
Besonders gefährdet sind Sektoren mit komplexen globalen Lieferketten. Dazu gehören:
- Rohstoffe (z. B. Metalle, Chemikalien)
- Basiskonsumgüter (z. B. Lebensmittel- und Getränkehersteller)
- Zyklische Konsumgüter (z. B. Automobilhersteller)
- Informationstechnologie (z. B. Hardware und Halbleiter)
- Industrie (z. B. Maschinen, elektrische Komponenten, Bauprodukte)
Diese Sektoren sind besonders anfällig, da Wetterereignisse die Leistungsfähigkeit von Lieferanten beeinträchtigen, Kosten erhöhen und sogar zum Abbruch von Lieferantenbeziehungen führen können.
Laut dem Finanzinformationsdienstleister S&P Global sehen jedoch weniger als 10 % der befragten Unternehmen das Lieferkettenmanagement als wesentliches klimabezogenes Thema an.
Ebenso verfügt nur jedes fünfte Unternehmen über einen Klimaanpassungsplan, um die physischen Risiken des Klimawandels zu identifizieren, zu bewerten und darauf zu reagieren.
Chancen durch Resilienz
Die Kehrseite? Unternehmen, die diese Risiken aktiv managen, können sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Untersuchungen von Oxford Economics zeigen, dass Portfolios mit geringeren „indirekten” Klimarisiken tendenziell höhere annualisierte Renditen erzielen.
Hier sind einige Beispiele für Themen im Bereich der Lieferketten, auf die wir bei der Bewertung von Unternehmensstrategien achten:
- Alternative Beschaffungsquellen: Einige zukunftsorientierte Unternehmen bieten Anlegern eine Diversifizierung ihrer Lieferketten weg von klimagefährdeten Regionen an.
- Transformation des Handels: Unternehmen, die in die Verkürzung, Vereinfachung oder Lokalisierung ihrer Lieferketten investieren. Diese Bemühungen tragen dazu bei, die Strukturen des internationalen Handels neu zu gestalten.
- Ressourcenknappheit: Unternehmen, die von den für neue Technologien und die Energiewende benötigten Rohstoffen abhängig sind und in die Sicherung des Zugangs zu diesen investieren.
Scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen
Um zu beurteilen, wie gut Unternehmen diese Risiken handhaben, sollten Investoren Zugang zu den Managementteams suchen, um ihnen kritische Fragen zu stellen.
Beispielsweise sollten sie folgende Fragen stellen:
- Bewusstsein: Erkennt das Unternehmen die Klimarisiken in seiner Lieferkette?
- Identifizierung: Hat es kritische Lieferanten erfasst und deren Risiko bewertet?
- Diversifizierung: Gibt es alternative Lieferanten oder Transportwege?
- Resilienz: Hat das Unternehmen in Puffer oder Ersatzprodukte investiert?
- Engagement: Arbeitet es mit Lieferanten zusammen, um deren Vorsorge zu verbessern?
Im Idealfall haben Unternehmen gute Antworten auf all diese Fragen. Diejenigen, die keine Antwort geben können, schlechte Antworten geben oder sich sogar weigern zu antworten, sollten vielleicht ein Programm für weiterer Verbesserungen auflegen. Wenn keine Verbesserungen erzielt werden, sollten Anleger eine Veräußerung der Unternehmen in Betracht ziehen.
Abschließende Gedanken
Der Klimawandel verändert die Weltwirtschaft – und die Lieferketten stehen dabei an vorderster Front. Während geopolitische Entwicklungen, Energiesicherheit und technologische Unabhängigkeit die globale Logistik belasten, werden physische Klimarisiken den Druck auf widerstandsfähigere, diversifiziertere und sogar lokalisierte Lieferketten weiter erhöhen.
Für Investoren ist dies sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance. Unternehmen, die sich frühzeitig anpassen – durch die Umgestaltung von Lieferketten, die Diversifizierung von Inputs und die Modernisierung der Infrastruktur – sind wahrscheinlich besser für langfristigen Erfolg positioniert. Solche Strategien tragen nicht nur zur Minderung von Klimarisiken bei, sondern eröffnen auch attraktive Anlagechancen.