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Der Investment-AusblickSchwellenländeranleihen: Wie Trumps Rückkehr Chancen eröffnet
Schwellenländer passen sich Trumps Rückkehr an und navigieren durch Zölle und Volatilität. Werden widerstandsfähige Volkswirtschaften und hohe Renditen 2026 neue Chancen für Anleger schaffen? Entdecken Sie, was Schwellenländeranleihen derzeit antreibt.
Autor
Leo Morawiecki
Investment Specialist, Fixed Income, Aberdeen
Robert Gilhooly
Senior Emerging Markets Economist

Teil von
The Investment Outlook
Dauer: 6 Minuten
Datum: 17. Nov. 2025
Es ist ein Jahr her, seit US-Präsident Donald Trump sein politisches Comeback feierte und am 5. November 2024 die US-Wahl gewann.
Seine Rückkehr in das Weiße Haus hat die Unsicherheit im globalen Handel wieder angefacht und gipfelte in den sogenannten „Liberation Day“-Zöllen, die Schockwellen durch die Finanzmärkte sandten.
Für die Schwellenländer waren die letzten 12 Monate eine Achterbahnfahrt – geprägt von Volatilität, Widerstandsfähigkeit und Anpassung.
Die Ruhe nach dem Sturm
Trotz der anfänglichen Turbulenzen haben die Schwellenländer den Zollschock überraschend gut verkraftet. China, das oft im Mittelpunkt der US-Handelsmaßnahmen steht, hat die Auswirkungen weitgehend abgeschüttelt. Die politischen Entscheidungsträger haben die Exporte umgeleitet und die Wachstumsdynamik durch verstärkte Investitionen in grüne Technologien aufrechterhalten.
Andere Schwellenländer profitierten von einer Reihe günstiger Faktoren: Die Einführung von Technologien der künstlichen Intelligenz in den USA kurbelte die weltweite Nachfrage nach Komponenten und Dienstleistungen an; ein schwächerer Dollar milderte den finanziellen Druck, sodass viele Zentralbanken die Zinsen senken konnten; und Washingtons letztendlicher Rückzug von seinen aggressivsten Zollandrohungen trug dazu bei, die Nerven der Anleger zu beruhigen.
Schöne neue Welt
Nach Trumps Rückkehr haben sich die Konturen eines neuen globalen Handelssystems abzuzeichnen begonnen. Zwischen den USA und mehreren wichtigen Handelspartnern sind „Rahmenabkommen” entstanden, die weniger formell und weit weniger detailliert sind als traditionelle Handelsabkommen.
Allerdings unterstreicht die jüngste Eskalation zwischen den USA und China die Fragilität dieses sich entwickelnden Systems. Sollte der Oberste Gerichtshof der USA Trumps Anwendung des International Emergency Economic Powers Act für unzulässig erklären, könnten viele dieser informellen Vereinbarungen nicht mehr durchsetzbar sein.
Die Richter kamen in der ersten Novemberwoche zu ersten Beratungen zusammen, eine Entscheidung wird voraussichtlich bis Jahresende fallen.
Ausblick auf 2026
Die Handelspolitik der USA sowie das Tempo und der Umfang der Zinssenkungen durch die US-Notenbank (Fed) werden entscheidende Faktoren für die globale Liquidität und die Marktstimmung gegenüber Schwellenländern sein.
Die Fed wird die verzögerten inflationären Auswirkungen der Zollerhöhungen im Auge behalten. Die Schwäche der Arbeitsmarktdaten – insbesondere der Zahlen zu den Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft – dürfte jedoch ausreichen, um weitere geldpolitische Lockerungen zu motivieren.
Die Beeinträchtigung des potenziellen US-Wachstums durch Zölle und eine strengere Migrationspolitik ist unerwünscht. Allerdings dürfte dies zumindest den Abwärtsdruck auf den US-Dollar aufrechterhalten.
In den Schwellenländern kann der disinflationäre Druck durch Überkapazitäten in der chinesischen Fertigungsindustrie zu einer weiteren Preisberuhigung beitragen. Auch die straffere Haushaltspolitik der Regierungen wird eine Rolle spielen.
All dies dürfte die Hürden für die Zentralbanken der Schwellenländer senken, ihre Leitzinsen zu senken, und damit ein solides Umfeld für die Schwellenländer-Anleihemärkte schaffen.
Die Frage lautet nun: Was bedeuten diese konkurrierenden Kräfte für Anleger in Schwellenländeranleihen?
Schauen wir uns das einmal genauer an.
Schwellenländeranleihen in Hartwährung – Wende
Die Kreditspreads haben sich im Laufe der Jahre 2024 und 2025 verengt, wobei die deutlichsten Bewegungen am unteren Ende des Kreditratingspektrums zu verzeichnen waren – bei Titeln mit CCC-Rating und solchen, die sich in Zahlungsverzug bei ihren Auslandsschulden befinden oder gerade aus diesem herauskommen.
Wie bei den meisten Kreditmärkten sind die Spreads eng, was die Sichtweise auf Schwellenländeranleihen verändert. Jetzt dreht sich alles um den Carry Trade. Die Renditen von Mainstream-Schwellenländeranleihen liegen bei 8,5 %, verglichen mit 8 % für US-Hochzinsanleihen. In den Frontier-Märkten liegen die Renditen bei über 10 % – eine attraktive Rendite im Vergleich zu fast allen anderen Bereichen des Anleihemarktes.
Die Ironie dabei? Trotz zweijähriger starker Performance verzeichnet diese Anlageklasse seit drei Jahren Nettoabflüsse. Aber die Einstellung der Anleger beginnt sich zu ändern.
Seit Anfang April verzeichnen Staatsanleihen in Hartwährung seit elf Wochen in Folge Zuflüsse. Nach einem Tiefstand von minus 9,8 Milliarden US-Dollar im April liegen die Zuflüsse laut JP Morgan seit Jahresbeginn nun bei plus 4 Milliarden US-Dollar.
Was steckt hinter dieser Veränderung? Die Fundamentaldaten der Staatsanleihen aus Schwellenländern verbessern sich. Der Primärmarkt hat sich für viele Emittenten von Hochzinsanleihen wieder geöffnet. Mehrere Länder haben geringe Fälligkeitspläne und geringere Haushaltsdefizite. In den letzten Wochen haben Angola und Kenia neue Anleihen begeben und gleichzeitig Anleihen mit kürzerer Laufzeit angeboten, wodurch sie ihre Fälligkeitsprofile effektiv verlängert haben.
Noch vor Jahresende werden voraussichtlich auch Nigeria und Jordanien an den Markt kommen, neben anderen Ländern wie . Der Punkt? Die US-Geldpolitik ist nur ein Faktor, der die Renditen von Schwellenländeranleihen beeinflusst.
Aus diesem Grund bleiben wir auch mit Blick auf das Jahr 2026 konstruktiv gegenüber dieser Anlageklasse.
Lokale Währungen der Schwellenländer – weiteres Aufwärtspotenzial
Was die lokalen Märkte angeht, bleiben wir positiv und glauben, dass die Renditen durch einen schwächeren US-Dollar und niedrigere Zinsen in den Schwellenländern gestützt werden können. Der JP Morgan GBI Global Diversified Index hat im Jahr 2025 (Stand: 17. Oktober 2025) eine Rendite von über 15 % erzielt, wobei Devisengewinne über 6 % dazu beigetragen haben.
Die Mittelzuflüsse in Strategien in lokaler Währung belaufen sich auf insgesamt über 7 Mrd. US-Dollar – ein bescheidener Wert, aber eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vorjahren.
Wie bereits erwähnt, wird die Zinssenkung der Fed zum Jahresende den Aufwärtsdruck auf den Dollar verringern und den Zentralbanken der Schwellenländer mehr Spielraum geben, um die Zinsen gegebenenfalls zu senken.
Wir erwarten für 2026 eine weiterhin starke Performance der lokalen Währungen, sowohl aus Zins- als auch aus Wechselkurssicht.
Darüber hinaus wird die Diversifizierung der Anleger weg von den USA hin zu Schwellenländeranleihen in lokaler Währung den Sektor stützen. Zuvor hatten große US-Geldmanager ihre Allokationen von Schwellenländeranleihen weg und hin zu privaten Krediten (im Wesentlichen US-Investitionen in US-Kapitalmärkte) verlagert.
Dieser Trend kehrt sich nun um, wenn auch langsam, da große Institutionen wie Versicherungen und Pensionsfonds Zeit benötigen, um ihre Vermögensallokation anzupassen. Dennoch glauben wir, dass dieser Trend Bestand haben wird.
Abschließende Gedanken
Die Rückkehr von Präsident Trump hat die Schwellenländer auf die Probe gestellt – von politischen Entscheidungen bis hin zu Zöllen. Dennoch haben viele Länder sein Comeback nicht nur überstanden, sondern sind sogar gestärkt daraus hervorgegangen. Einige befinden sich in einer soliden Haushaltslage und haben ihre Handelspartnerschaften nach Trump 1.0 neu ausgerichtet.
Ein schwacher US-Dollar und Zinssenkungen in den Schwellenländern stützen diese Anlageklasse zusätzlich.
Für Anleger gehören hohe einstellige Renditen nach wie vor zu den attraktivsten Angeboten auf den Anleihemärkten. Deshalb bleiben wir auch mit Blick auf das Jahr 2026 konstruktiv gegenüber den Schwellenländern eingestellt.




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