Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) sind Gebäude direkt und indirekt für etwa ein Drittel der weltweiten energie- und prozessbedingten Kohlendioxid (CO2)-Emissionen verantwortlich [1]. Der World Green Building Council schätzt, dass etwa 11 % der weltweiten Emissionen aus der Gewinnung und Herstellung von Materialien stammen, die als „graue Energie“ bezeichnet werden [2]. Angesichts des globalen Klimawandels und der dringenden Notwendigkeit nachhaltiger Praktiken hat sich die kürzlich überarbeitete Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Energy Performance of Buildings Directive, EPBD) zu einem wichtigen Rechtsrahmen entwickelt. Sie wurde von der Europäischen Union (EU) als Teil des Fit-for-55-Pakets eingeführt und zielt darauf ab, die Renovierung und den Bau energieeffizienter Gebäude zu fördern. Diese Richtlinie ist ein zentraler Bestandteil der umfassenderen EU-Agenda zur Verbesserung der Energieeffizienz und zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor.
Was ist die EPBD?
Die im Jahr 2002 eingeführte EPBD legt strenge Anforderungen fest, um die Energieeffizienz von Gebäuden in der gesamten EU zu verbessern. Sie gilt sowohl für Neubauten als auch für bestehende Gebäude und soll so eine ganzheitliche Verbesserung des gesamten Gebäudebestands ermöglichen. Zu den wichtigsten Bestandteilen der EPBD gehören:
- Mindestanforderungen an die Energieeffizienz (MEPS)Einer der zentralen Punkte der EPBD ist die Festlegung von MEPS (Minimum Energy Performance Standards) sowohl für Wohn- als auch für Nichtwohngebäude. Bis 2030 müssen alle neuen Gebäude den Null-Emissions-Standards entsprechen, was einen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe bedeutet. Außerdem schreibt die Richtlinie vor, dass bis 2033 ein Viertel der Energie-ineffizientesten Gebäude in der EU renoviert werden muss, und setzt damit ehrgeizige Maßstäbe für die Verbesserung der Energieeffizienz.
- Ausweise über die Energieeffizienz (EPCs)Mit der EPBD werden Energieausweise als wichtiges Instrument für Immobilientransaktionen eingeführt. Diese Zertifikate bieten standardisierte und transparente Beurteilungen der Energieeffizienz eines Gebäudes und ermöglichen es potenziellen Käufern und Investoren, fundierte Entscheidungen zu treffen. Damit spielen die Energieausweise eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung für Energieeffizienz und deren Bedeutung auf dem Immobilienmarkt.
- Fokus auf SanierungDer Schwerpunkt der Richtlinie liegt auf der Sanierung bestehender Gebäude, um deren Energieeffizienz zu verbessern. Da rund 85 % der Gebäude in der EU vor dem Jahr 2000 gebaut wurden, ist der Bedarf an umfassenden Sanierungsmaßnahmen offensichtlich. Die EPBD legt klare Vorgaben für die Mitgliedsstaaten fest, sich auf die Renovierung ihrer am wenigsten effizienten Gebäude zu konzentrieren und dadurch den Energieverbrauch insgesamt deutlich zu verbessern.
- Infrastruktur für Elektrofahrzeuge (EVs)Die Integration der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ist ein weiterer wichtiger Aspekt der EPBD. Indem die Richtlinie die Installation von Ladestationen bei Neubauten und größeren Renovierungen vorschreibt, unterstützt sie nicht nur das Wachstum des Marktes für Elektrofahrzeuge, sondern trägt auch zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor bei.
- Nachhaltige Lösungen für Heizung und KühlungDa ein großer Teil des Energieverbrauchs in Gebäuden auf Heizung und Kühlung entfällt, fördert die EPBD eine Umstellung von herkömmlichen, auf fossilen Brennstoffen basierenden Systemen auf nachhaltigere Alternativen. Dazu gehört auch die Förderung der Installation von Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien, wie Wärmepumpen und Sonnenkollektoren.
Diese grundlegenden Elemente bilden das Rückgrat der EPBD und veranschaulichen ihren umfassenden Ansatz zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden in der gesamten EU.
Warum sprechen wir jetzt über die EPBD?
Die jüngsten Änderungen des Europäischen Parlaments an der Richtlinie über die Energieeffizienz von Gebäuden (EPBD) zielen darauf ab, die Sanierung von Gebäuden in der gesamten EU zu beschleunigen, die Energieeffizienz zu fördern und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Zu den wichtigsten Neuerungen gehört die Einführung strengerer Mindestnormen für die Energieeffizienz (MEPS), die vorschreiben, dass die 15 % der Gebäude mit der schlechtesten Energieeffizienz bis 2030 mindestens die Energieeffizienzklasse E und bis 2033 mindestens die Energieefizienzklasse D erreichen müssen.
Eine weitere wichtige Änderung ist die stärkere Fokussierung auf die Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Es wurden Ziele festgelegt, die sicherstellen sollen, dass 49 % des gesamten Energieverbrauchs in neuen und umfassend sanierten Gebäuden aus erneuerbaren Quellen stammen [3]. Diese Richtlinie soll das umfassendere Ziel der EU unterstützen, bis 2050 einen klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen und sich an den Zielen des europäischen Green Deal auszurichten.
Regionale Auswirkungen der EPBD
Die EPBD wird sich in den verschiedenen Regionen Europas unterschiedlich auswirken, was die Vielfalt des Gebäudebestands und die lokalen Herausforderungen im Energiebereich widerspiegelt, mit denen die einzelnen Gebiete konfrontiert sind. Das Verständnis dieser regionalen Auswirkungen ist von entscheidender Bedeutung, um die Wirksamkeit der Richtlinie und ihre potenziellen Ergebnisse beurteilen zu können.
- WesteuropaIn Ländern wie Deutschland, Frankreich und den Niederlanden gibt es bereits solide Rahmenbedingungen für die Nachhaltigkeit. Damit sind diese Länder gut aufgestellt, um die EPBD effektiv umzusetzen. Angesichts der wachsenden Marktnachfrage nach energieeffizienten Gebäuden sind diese Regionen in der Lage, bei der Einhaltung der ehrgeizigen Ziele der Richtlinie eine Vorreiterrolle zu übernehmen.
- SüdeuropaMittelmeerländer wie Spanien und Italien stehen vor besonderen Herausforderungen, insbesondereaufgrund ihres älteren Gebäudebestands und der saisonalen Spitzen im Energieverbrauch. Die EPBD bietet diesen Ländern eine strategische Chance, ihre Energieeffizienz durch gezielte Sanierungsmaßnahmen zu verbessern, insbesondere durch die Integration von Solarenergielösungen, die für ihr Klima gut geeignet sind.
- Ost-Europa
Länder wie Polen und Rumänien stehen aufgrund des hohen Anteils ineffizienter Gebäude vor erheblichen Herausforderungen. Die EPBD-Mandate könnten finanzielle Herausforderungen mit sich bringen, aber sie bieten auch beträchtliche Möglichkeiten für Energieeinsparungen und die Verbesserung der Lebensbedingungen. Dies würde zu einer höheren Lebensqualität der Einwohner beitragen.
- NordeuropaDie skandinavischen Länder sind zwar bereits führend auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit, müssen aber ihre Sanierungsbemühungen noch verstärken, um die Ziele der EPBD zu erreichen. Viele ältere Gebäude müssen modernisiert werden, um den heutigen Energieeffizienzstandards zu entsprechen, was eine konzertierte Anstrengung bei Sanierungsinitiativen erfordert.
Die überarbeitete EPBD-Richtlinie wurde im April 2024 verabschiedet und trat für alle EU-Länder am 28. Mai 2024 in Kraft. Bislang hat noch keiner der EU-Mitgliedstaaten die neuen Anforderungen vollständig in nationales Recht umgesetzt. Dies unterstreicht die Herausforderungen und die Bedeutung der individuellen Herangehensweise jedes Landes, um die ehrgeizigen Ziele der Richtlinie zu erreichen. Der laufende Prozess der Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht verdeutlicht, wie komplex und umfangreich die Sicherstellung der Einhaltung der Vorschriften und die Verwirklichung des übergeordneten Ziels energieeffizienter, dekarbonisierter Gebäude in der gesamten Region sind. Ein Auszug aus dem Zeitplan der EPBD, der gemeinsam von der European Real Estate Association, der European Association for Investors in Non-Listed Real Estate Vehicles und der Royal Institution of Chartered Surveyors erstellt wurde, verdeutlicht das erwartete Tempo der politischen Umsetzung und die erforderlichen konkreten Maßnahmen: EPBD-Zeitplan für Immobilien.
Was bedeuten die Änderungen für Investoren?
Im Immobilienbereich gewinnen ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Governance) in Anlageportfolios zunehmend an Bedeutung. Das hat zur Folge, dass Immobilien, die die Standards der EPBD erfüllen oder übertreffen, wahrscheinlich eine höhere Nachfrage und niedrigere Betriebskosten verzeichnen werden. Umgekehrt könnten Immobilien, die die Anforderungen nicht erfüllen, an Wert verlieren. Für Investoren ist es daher wichtig, bei ihren Entscheidungen die Energieeffizienz in den Vordergrund zu stellen. Es wird auch interessant sein zu sehen, wie sich die EPBD mit anderen freiwilligen Rahmenwerken, z. B. den Benchmarks des Carbon Risk Real Estate Monitor, abstimmt und mit diesen interagiert und wie sich die Wahrnehmung einer „zukunftsfähigen“ Immobilie durch den Markt verändern wird.
Immobilien, die die EPBD-Standards nicht erfüllen, könnten erhebliche finanzielle Nachteile erleiden, einschließlich eines geringeren Interesses von potenziellen Käufern oder Mietern. Investoren müssen sich daher über die Trends im Bereich der Energieeffizienz auf dem Laufenden halten, um sich auf diesem sich wandelnden Markt erfolgreich zu bewegen.
Für diejenigen, die sich weiter hierzu informieren möchten, gibt es mehrere wertvolle Ressourcen, die Aufschluss über die erwarteten Vorteile der überarbeiteten EPBD geben:
- Veröffentlichungen des Buildings Performance Institute Europe (BPIE): Hervorhebung der vielfältigen Vorteile energieeffizienter Gebäude für kostenoptimale Kalkulationen, darunter verbesserte Energiesicherheit, Produktivität, Verringerung der Energiearmut und Unterstützung des Energienetzes.
i. EPBD-Wise_Report_Final.pdf
ii. Von Kosteneinsparungen zu gesellschaftlichen Vorteilen: Überdenken der kostenoptimalen Methodik
- Die Europäische Kommission veröffentlicht die wichtigsten Fakten und Zahlen zum Thema Energie und EU-Gebäude und wie die EPBD direkt zu den Energie- und Klimazielen der EU beiträgt.
i.Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden
- https://www.iea.org/reports/breakthrough-agenda-report-2023
- World Green Building Council. (2019). Bringing embodied carbon upfront: Coordinated action for the building and construction sector to tackle embodied carbon. Retrieved from https://worldgbc.org/advancing-net-zero/embodied-carbon/
- European Parliament. (2023). Amendments to the Energy Performance of Buildings Directive. Retrieved from https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-9-2023-0068_EN.pdf[1]. Is there anything else you need help with?